Aktuell grundlegend bedeutendes in aller Kürze

Die Nordsee (und mit ihr alle Meere und Gewässer) ist nicht nur einer – insbesondere durch Menschen verursachten – Gefahr ausgesetzt, sondern deren ungezählt vielen. Einen gewissen Eindruck zur großen Anzahl von Problemen, die diesem kleinen Meer nebst seinen Be- und Anwohnern negativ zusetzen, soll sich hier anhand kurzer und aktueller Mitteilungen aufzeigen.




Der Frühling in Europa wird immer leiser, zumindest im Kulturland. Viele einst häufige Vogelarten haben dramatische Bestandseinbrüche erlitten.
Hausspatzen, Stare oder Feldlerchen waren vor wenigen Jahrzehnten Allerweltsvögel: Sie waren so häufig, dass sich Naturschützer praktisch keine Gedanken um sie machten. Doch diese Zeiten sind vorbei. Seit 1980 ist die Zahl der Vögel innerhalb der Europäischen Union um rund 600 Millionen Individuen zurückgegangen, wie eine Studie von Fiona Burns vom RSPB Centre for Conservation Science und ihrem Team in »Ecology and Evolution« zeigt. Besonders betroffen von diesen Verlusten waren Arten des Offen- und Kulturlandes, während Bewohner von Wäldern teilweise sogar zulegen konnten.
Am schlimmsten getroffen hat es dabei den Hausspatz (Passer domesticus), dessen Zahl in den letzten 40 Jahren um die Hälfte zurückgegangen ist: ein Minus von rund 250 Millionen Tieren. Ebenfalls stark betroffen sind Schafstelzen mit knapp minus 100 Millionen, Stare mit minus 75 Millionen und Feldlerchen mit minus 68 Millionen Individuen. Insgesamt haben die Staaten der EU ein knappes Fünftel ihres Vogellebens eingebüßt, wie die Analyse der Bestandsdaten aus den verschiedenen Ländern erbracht hat.
Dem Verlust von 900 Millionen Vögeln bei 175 erfassten Arten stand ein Zuwachs von 300 Millionen Tieren gegenüber, die von Schutzmaßnahmen profitierten oder ihren Lebensmittelpunkt in Wäldern und Gewässern haben. Besonders zulegen konnten zum Beispiel Mönchsgrasmücken, Zilpzalpe, Amseln oder Zaunkönige, was insgesamt den Rückgang nicht kompensieren konnte.
In der Studie selbst haben die Beteiligten keine Ursachenforschung betrieben, aber sie betonen, dass die Verluste bei Arten besonders empfindlich waren, die im Kulturland leben. Sie litten besonders stark unter der veränderten Landwirtschaft. Beim Hausspatz kämen zudem noch Probleme im städtischen Lebensraum hinzu wie Nistplatz- und Nahrungsmangel sowie womöglich Krankheiten. Eine zweite stark betroffene Gruppe bilden Langstreckenzieher, die zum Überwintern ins südliche Afrika fliegen. Sie trifft Lebensraumzerstörung doppelt. Dazu kommt die Jagd, bei der immer noch viele Millionen Zugvögel getötet werden.
Laut den Daten traten die stärksten Verluste zwischen 1980 und der Jahrtausendwende auf; seitdem hat sich der Rückgang zwar etwas abgeschwächt, aber er findet weiterhin statt. Auch ästhetisch macht sich das bemerkbar: Die Frühlinge wurden in den letzten Jahren bereits stummer und eintöniger, wie eine Studie ergab.
Bei sieben Greifvogelarten ging es im Untersuchungszeitraum deutlich aufwärts, weil sie vor (illegaler) Jagd und bestimmten Pestiziden geschützt wurden. Ohne die innerhalb der EU geltenden Richtlinien zum Vogelschutz wären wahrscheinlich noch viel mehr Vogelarten heute bedroht, schließt der Report.
(Quelle: Fiona Burns/RSPB Centre for Conservation Science in „Spektrum.de Newsletter“ / 16.11.2021)

Um Überfischung zu vermeiden, werden Zustand und Ertragsfähigkeit vieler Fischbestände mittels bestandskundlicher Analysen eingeschätzt. Die Fruchtbarkeit der Fischweibchen ist dafür eine wichtige Größe. In den meisten Berechnungen steckt jedoch ein systematischer Fehler: Die Eizahl kleinerer Laichfische wird überschätzt, die von größeren wird unterschätzt – und gerade auf die „Superlaicher“ zielt die Fischerei. Eine aktuelle Studie unter Beteiligung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Humboldt-Universität Berlin zeigt, dass so das Erholungspotenzial vieler Fischbestände zu hoch geschätzt wird und das Überfischungsrisiko steigen kann.
Die Forschenden aus Australien, den USA und Deutschland haben anhand von Modellrechnungen für 32 marine Fischarten untersucht, was passiert, wenn zwei der wichtigsten Bezugsgrößen für das Fischereimanagement entsprechend der neuen Erkenntnisse zum Zusammenhang von Eizahl und Fischgewicht angepasst werden: das Laichpotenzial eines befischten Bestands im Verhältnis zum Laichpotenzial eines unbefischten Bestands, und der maximale Dauerertrag eines Fischbestands.
„Diese bisher pauschal angewandte Managementpraxis und die dahinter liegenden biologischen Grundannahmen zur vermeintlich eingeschränkten Produktivität von großen Fischen sind angesichts unserer Ergebnisse überholt. Im Gegenteil: Die biologische Produktivität, die auch die Produktion von Eiern einschließt, steigt mit der Fischgröße an statt abzunehmen, entsprechend kann auch der selektive Fang der ganz großen Fische die Bestände schwächen“, äußert Robert Arlinghaus.
Die Autoren empfehlen, künftige Bestandsabschätzungen neu zu kalibrieren, um der besseren Vermehrungsfähigkeit größerer Fische Rechnung zu tragen. „Sowohl der Naturschutz als auch die Fischerei und die Angelfischerei können von einer exakteren Bestandsanalyse profitieren“, so das Fazit von Robert Arlinghaus.
(Quelle: Prof. Dr. Robert Arlinghaus / Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin /Pressemeldung / 17.08.2021)

Das Artensterben zählt neben dem Klimawandel zu den größten Bedrohungen des Lebens auf der Erde. Seit rund 50 Jahren dokumentieren Forschende deshalb die Bestandsentwicklung unterschiedlicher Tier- und Pflanzengruppen in sogenannten Roten Listen. Die neue Roten Liste der Brutvögel in Deutschland zeigt, dass der Rückgang der Vögel in Deutschland ungebremst voranschreitet. Über die Hälfte der 259 dauerhaft hier brütenden Vogelarten ist gefährdet. 14 Arten sind in Deutschland bislang ausgestorben, 6 weitere werden voraussichtlich in der nächsten Roten Liste als nicht mehr vorkommend aufgelistet werden müssen. Es droht damit ein Aussterben von Brutvogelarten in bislang unbekanntem Ausmaß. Am stärksten sind Vögel der Agrarlandschaft sowie Insektenfresser und Zugvögel bedroht.
Fast die Hälfte der Arten sind gefährdet
Neben den starken Rückgängen der meisten Vogelarten gibt es auch einzelne Lichtblicke: Dort wo Arten und ihr Lebensraum gezielt geschützt wurden, haben sich Bestände wieder erholt. Charismatische Vögel wie See- und Fischadler, Kranich und Weißstorch, deren Rückgang eindeutige und verhältnismäßig leicht zu behebende Ursachen hatte, konnten so vor dem Verschwinden bewahrt werden.
(Quelle: Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. /Pressemeldung / 23.06.2021)

Auf einer Probefahrt wird ein neugebautes, umgebautes oder repariertes Seeschiff vor der Indienststellung im vollen Umfang oder in Bezug auf die veränderten oder erneuerten Elemente erprobt. Bevor die Fahrt durchgeführt werden kann, überprüft und bestätigt die Dienststelle Schiffssicherheit der BG Verkehr die Einhaltung der Sicherheitsanforderungen. Neue Sicherheitsanforderungen für die Probefahrt legen die Rahmenbedingungen fest.
(Quelle: SicherheitsProfi Schifffahrt /Magazin der BG Verkehr / Ausgabe 02/2021)

Ein Forschungsteam des Projekts „North Sea Wrecks“ hat vor Helgoland Proben rund um das Wrack des Kriegsschiffs „SMS Mainz“ genommen. Die Forscher untersuchen, inwieweit das mitsamt seiner Munition versenkte Schiff aus dem Ersten Weltkrieg Giftstoffe absondert. Dazu nahm das deutsch-belgische Team unterschiedliche Proben aus dem Umfeld des Wracks und setzte Miesmuscheln aus, die Ende Juni wieder eingeholt werden. Das Team rund um den Meeresbiologen Dr. Matthias Brenner vom Alfred-Wegener-Institut erhofft sich von den Sedimentund Muschelproben beispielsweise Erkenntnisse darüber, welche Schadstoffe von der Munition und den Wracks ausgehen, ob sie von den dort lebenden Organismen aufgenommen werden und welche Konsequenzen das hat.
(Quelle: SicherheitsProfi Schifffahrt /Magazin der BG Verkehr / Ausgabe 02/2021)

Mit dem globalen Warenverkehr reisen auch viele Tier- und Pflanzenarten um die Erde. Ein Forschungsteam unter Leitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung hat nun erstmals veröffentlicht, welche Kosten weltweit durch invasive, im Wasser lebende Pflanzen und Tiere entstehen. Allein im Jahr 2020 belaufen sie sich auf 20 Milliarden US-Dollar. Kosten entstehen zum Beispiel, wenn invasive Arten kommerziell genutzte Fischbestände dezimieren, tödliche Krankheiten verbreiten oder Infrastrukturen beschädigen. Beispiele seien invasive Muscheln oder gebietsfremde Parasiten, die katastrophale Einbrüche in der kommerziellen Fischerei verursachen. Die Kosten seien in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Um die Schäden zu begrenzen, sprechen sich die Forscher dafür aus, mehr Geld in das Management und die Prävention von Invasionen zu investieren.
(Quelle: SicherheitsProfi Schifffahrt /Magazin der BG Verkehr / Ausgabe 02/2021)

Mikropartikel in der südlichen Nordsee stammen überwiegend aus Farben und Lacken.
Der Schiffsverkehr kann eine wesentliche Quelle für winzige, im Meer treibende Kunststoffteilchen sein, insbesondere auf dem offenen Meer. In Wasserproben, die das Team vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg in der Nähe wichtiger Schifffahrtsstraßen in der Deutschen Bucht nahm, fanden die Forscher vor allem Plastikteilchen, die Bindemitteln von Schiffsanstrichen entstammen. „Wir nehmen an, dass Schiffe im Wasser eine Art ‚Bremsspur‘ hinterlassen, die als Quelle von Mikroplastik eine ähnlich große Bedeutung hat wie der Reifenabrieb von Autos an Land. Bisherige Studien haben für die Nordsee lediglich Partikelzahlen ermittelt, wir haben zum ersten Mal auch die Massenverteilung bestimmt und damit ein umfassenderes Bild vom Aufkommen verschiedener Kunststoffsorten erhalten“, betont Dr. Barbara Scholz-Böttcher.
Das Ergebnis überraschte das Team: In den Proben tauchten vor allem Indikatoren für Polyvinylchlorid (PVC), sogenannte Acrylate und Polycarbonate auf. Ihre Masse nahm in allen Proben zusammen einen Anteil von etwa zwei Dritteln ein, in ausgewählten Proben hatten sie sogar einen Massen-Anteil von 80 Prozent. Verpackungs-Kunststoffe wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET), die bislang als wichtigster Bestandteil des Mikroplastiks im Meer galten, machten dagegen einen wesentlich kleineren Anteil aus.
Als die Forscher die Ergebnisse genauer aufschlüsselten, stellten sie fest, dass PE, PP und PET vor allem in der Nähe der Küste auftraten. Die anderen Kunststoffarten überwogen hingegen auf der offenen Nordsee und in der Elbemündung – insbesondere in der Nähe großer Schifffahrtsrouten. „Wir nehmen an, dass diese Partikel aus Schiffsanstrichen stammen, wo derartige Kunststoffe zum Beispiel in Acrylfarben oder Epoxidharzen als Bindemittel verwendet werden.“
(Quelle: Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg (ICBM) / 23.02.2021)

Die Zahl der Nordsee-Schweinswale geht stark zurück, wie eine neue Studie zeigt. Zwischen 2002 und 2019 sank ihre Zahl im Durchschnitt um etwa 1,8 Prozent jährlich. Damit dürften hier nur noch rund 23.000 der kleinen Wale leben.
Als klares Zeichen einer völlig verfehlten Meeresschutzpolitik ist dabei die Tatsache zu werten, dass ausgerechnet im wichtigen Schweinswal-Schutzgebiet vor Sylt besonders starke Verluste auftreten. Denn am Sylter Außenriff, einer „Schweinswal-Kinderstube“, sank der Bestand um durchschnittlich 3,8 Prozent jährlich. Schweinswalmütter kommen hierher, um ihre Jungen zur Welt zu bringen und die wichtigen ersten Lebenswochen mit ihnen zu verbringen.
(Quelle: https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/artenschutz/ / 09.01.2021)

Die Schlauchalge Vaucheria velutina ist die „Alge des Jahres 2021“. Die Sektion Phykologie der Deutschen Botanischen Gesellschaft e.V. wählte die eingeschleppte Algenart, die dieses Jahr erstmals im norddeutschen Wattenmeer nachgewiesen wurde, „aufgrund ihrer plötzlichen Dominanz und der unabsehbaren ökologischen Folgen“, die ihre Anwesenheit dort mit sich bringen könnte. In den Schläuchen der Alge, die normalerweise nur am Ufer wächst, verfängt sich der Schlick, wodurch die Gänge der Wattwürmer verstopft werden. Somit verändert sich das Weltnaturerbe Wattenmeer.
Mittlerweile bedeckt die Alge eine Fläche von mehr als 280 Fußballfeldern.Bei Sylt hat sie schon riesige Areale erobert, die sehr weit draußen im Watt bis zum Horizont reichen und wo nur selten ein Kurgast hinkommt.
Ob sich der Algenrasen bei Sylt nach der Wachstumspause im Winter weiter vergrößert und wie er das Ökosystem Wattenmeer verändern wird, bleibt abzuwarten. Schon dieses Jahr ließ sich feststellen, dass die Alge weite Sandwatten in Schlickwatt umwandelt: Feine Sedimentpartikel, die mit der Flut eingeschwemmt werden, bleiben zwischen den dicht an dicht aus dem Boden ragenden Algenfäden hängen. Im Verlauf von nur einem Sommer hat sich ein weiches Schlickpolster aufgeschichtet, das bis zu zwanzig Zentimeter höher als das umgebende Sandwatt ist. Unter der Oberfläche ist der weiche Schlick tiefschwarz und dünstet faulig riechenden Schwefelwasserstoff aus.
Schlauchalgen der Gruppe der Vaucheria zählen zu den frühesten Lebensformen unseres Planeten. Abdrücke fanden Geologen in bis zu einer Milliarde Jahre altem Gestein. Das erstaunliche an ihnen ist ihr Potenzial, sich bei optimalen Bedingungen explosionsartig zu vermehren. Vermutlich ist die Alge mit importierten Pazifischen Austern eingeschleppt worden, die in Netzbeuteln im Sylter Wattenmeer für den Verzehr „gemästet“ werden, nachdem die einheimische Auster im vorigen Jahrhundert ausgerottet wurde.
Sollte die Schlickanhäufung im Sandwatt weitergehen, würde das besonders den Wattwürmern zusetzen. Die Gesamtheit aller Wattwürmer schichtet jährlich so viel Sand im Wattenmeer um, dass sich damit die Stadtfläche von Hamburg 15 Meter hoch bedecken ließe. Wenn der zwischen Vaucheria hängenbleibende Schlick die Gänge der Wattwürmer verstopft, ist alles Leben im Wattboden davon betroffen, so die Forscherinnen und Forscher. „Das kann sogar Auswirkungen auf die Fähigkeit des Wattenmeeres haben, sich im Klimawandel dem schnell steigenden Meeresspiegel anzupassen. Derzeit verändert sich das Weltnaturerbe Wattenmeer unumkehrbar, direkt vor unseren Augen und durch eine eigentlich sehr kleine Alge.“
(Quelle: https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=6125 / 21.12.2020)

Die Havarien bei Containerschiffen häufen sich. Denn die Reedereien gehen beim Beladen häufig ans Limit. Der Ruf nach einer Reform des globalen Seerechts wird lauter.
Mark Pieth, Kathrin Betz (Gastautoren)
Unfälle wie auf einem japanischen Frachtschiff passieren immer wieder: In schwerer See gingen am 30. November 2020 1816 Container über Bord.
Mehr Unfälle als früher
Zwar versichert die Branche, bei jährlich 130 Mio. Containerbewegungen gingen im Durchschnitt lediglich 1500 Container verloren. Doch die heftigeren Stürme wegen der globalen Erwärmung setzen hinter diese Statistik ein großes Fragezeichen. Gerade diesen November hat die «One Apus» 1900 Container im Pazifik verloren. Die «MSC Zoe» und die «One Apus» haben eines gemeinsam: Beides sind neue Schiffe, konstruiert nach höchsten Ingenieurstandards.
Im Oktober dieses Jahres hat die australische Seefahrtsbehörde ihren Bericht über den Verlust von 50 Containern der «APL England» vorgelegt. Diese und weitere Untersuchungen gehen davon aus, dass die Containerverluste mit den immer größeren Schiffen zu tun haben. Diese scheinen anfällig auf sogenanntes parametrisches Rollen, welches die traditionellen Befestigungsmethoden überfordert. Im Prinzip sollte bei der Beladung auf Gewicht und Risikogüter Rücksicht genommen werden. Trotzdem kommt es immer wieder zu noch schwerer wiegenden Unfällen. Etwa wenn ein Schiff auf hoher See auseinanderbricht (so 2013 die «MOL Comfort», Verlust von 4382 Containern) oder gar in Flammen aufgeht (wie die «Maersk Honam» 2018 oder die «MSC Flaminia» 2012).
Inzwischen melden sich die Versicherer zu Wort. So hat die Allianz in einem Bericht von 2019 kritisiert, dass stets größere Schiffe bei Unfällen größere Schäden zeitigten. Auch Vertreter der Industrie stimmen ein. Analytiker wie Drewry geben zu bedenken, dass sogenannte Megaschiffe die engen Häfen blockieren und zu erheblichen Umweltrisiken führen. Demgegenüber betrage die Kosteneinsparung in der Lieferkette nur etwa 5%.
Die Schifffahrtsrouten sollten zudem überdacht werden. Auf Frachtschiffen herrschen zum Teil extreme Arbeitsbedingungen: Zahlenmässig kleine Besatzungen sehen sich mit langen Arbeitszeiten konfrontiert, es fehlt die Zeit für den Landgang. Ein Großteil dieser Schiffe fährt unter Billigflaggen. Das untergräbt sowohl die Sicherheit als auch die Arbeitsbedingungen.
(Quelle: Neue Zürcher Zeitung (NZZ) am Sonntag / 20.12.2020)

Die Elbvertiefung ist ein Tiermassaker ungeheuren Ausmaßes. Gegenüber der Initiative Wattenmeer-Schutz berichten Fischer, dass auf der Elbe der Teufel los sei: „Viele große Fische werden von den Saugbaggern tödlich verletzt. Auch Schweinswale und Robben sind darunter“.
„Die Ansauggeschwindigkeit am Saugrüssel moderner Hopperbagger ist mehrfach höher als die Fluchtgeschwindigkeit der Fische“, erklärt Wasserbauingenieur Walter Rademacher, Sprecher vom Regionalen Bündnis gegen die Elbvertiefung und Gründungsmitglied der Bürgerinitiative „Rettet das Cux-Watt“.
Doch Baggerei und Verklappungen von mit Giftstoffen belastetem Baggerschlick in unmittelbarer Nähe des Weltnaturerbes Wattenmeer laufen ungebremst weiter. Da kommen jährlich mehrere Millionen Kubikmeter Schlick zusammen, eine gewaltige Last.
Mit der neunten Elbvertiefung sollen auch Schiffe mit einem Tiefgang bis zu 13,50 Meter den Hamburger Hafen unabhängig von Ebbe und Flut erreichen können. Mit der Flutwelle soll die Elbe sogar für Schiffe mit einem Tiefgang von bis zu 14,50 Meter befahrbar sein. Dazu sind umfangreiche Baggerarbeiten notwendig. Die dabei anfallenden Massen von Schlamm und Schlick verklappt man anschließend in unmittelbarer Nähe zum UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer in der Nordsee.
(Quelle: https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/meeresverschmutzung/ / 28.07.2020)

Den Ökosystemen in Nord- und Ostsee geht es schlechter denn je. Das zeigt Greenpeace in einem neuen Report (https://act.gp/3gFHs41). Die Bestände von Dorsch und Hering in der Ostsee schwinden dramatisch, weil der Nachwuchs ausbleibt. Deutschlands einzige Walart, der Schweinswal, ist stark gefährdet. „Unsere Meere werden geplündert, zerstört und verschmutzt, nur für den kurzfristigen Profit – mit drastischen Folgen für die Artenvielfalt und letztlich für uns alle“, sagt Thilo Maack, Greenpeace- Meeresbiologe. „Die Bundesregierung muss deutlich entschlossener und konsequenter handeln und die Zerstörung durch den Menschen verbieten. Um die Meere zu retten, brauchen wir echte Schutzgebiete.“
Die deutschen Hausmeere sollten nach der gemeinsamen europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) spätestens im Jahr 2020 einen „guten Umweltzustand“ erreichen, auch die Speisefischbestände sollten in einem sicheren Zustand sein. Die EU-Kommission wirft der Bundesregierung vor, ihre ausgewiesenen Meeresschutzgebiete nicht konsequent genug umzusetzen und kündigte an, den Fall im Sommer an den Europäischen Gerichtshof zu verweisen. Mit einem Urteil in dem Vertragsverletzungverfahren drohen Deutschland tägliche Zwangszahlungen in Millionenhöhe.
Zwar hat die Bundesregierung seit 2007 fast 50 Prozent ihrer Meeresgebiete unter Schutz gestellt, doch diesen gibt es nur auf dem Papier. In den Schutzzonen der Nord- und Ostsee sowie im Nationalpark Wattenmeer sind immer noch die zerstörerische Fischerei mit Grundschleppnetzen und Stellnetzen erlaubt, auch die Ausbeutung von Öl oder Sand- und Kiesabbau.
(Quelle: Greenpeace-Hamburg / 09.07.2020)

Forschende des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) haben in einer neuen Metastudie wegweisende Erkenntnisse zu den Folgen des Klimawandels für die Fischbestände der Welt gewonnen. Die Risiken für Fische sind demnach viel größer als bisher angenommen, wenn man berücksichtigt, dass bestimmte Lebensstadien besonders empfindlich auf steigende Wassertemperaturen reagieren. Ein kritischer Engpass im Lebenszyklus der Fische ist die geringe Wärmetoleranz während der Fortpflanzung. Das bedeutet, die Wassertemperatur in den Laichgebieten entscheidet maßgeblich über den Fortpflanzungserfolg der Arten und macht Fische auf diese Weise besonders anfällig für den Klimawandel – im Meer ebenso wie in Seen, Teichen und Flüssen. Den Analysen zufolge gefährdet der ungebremste Klimawandel aufgrund steigender Wassertemperaturen den Fortpflanzungserfolg von bis zu 60 Prozent aller Fischarten.
Betroffene Arten wären dann gezwungen, sich entweder evolutionsbiologisch anzupassen – ein Prozess, der vermutlich viel zu lange dauern würde – oder aber ihre Fortpflanzung in eine andere Jahreszeit oder an einen anderen Ort zu verlagern. Fische in Flüssen und Seen stehen zudem vor dem Problem, dass ihr Lebensraum durch die Größe und geographische Lage der Gewässer begrenzt wird. In größere Tiefe oder kältere Regionen abzuwandern, ist für sie nahezu unmöglich. Wo Fische abwandern oder ihre Reproduktionsraten sinken, wird es zu neuen Interaktionen zwischen den Arten kommen und die Produktivität der Ökosysteme zum Teil abnehmen. Entsprechende Prognosen zur Zukunft der weltweiten Fischbestände hatte der Weltklimarat bereits in seinem Sonderbericht zum Ozean und der Kryosphäre im Klimawandel veröffentlicht.
(Quelle: Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung / 02.07.2020)

Forscher der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) und der Goethe-Universität Frankfurt haben gemeinsam das Vorkommen von Mikroplastik in der Elbe untersucht. Dazu haben sie das Flusswasser und die Flusssedimente von der mittleren über die untere bis hin zur äußeren Elbe beprobt. Ziel war es, die Verteilung von Mikroplastik in Flusssystemen besser zu verstehen. Ein wesentliches Ergebnis: Die Konzentration von Mikroplastik im Sediment ist rund 600.000 Mal höher als im Wasser. Aus der Konzentrationsverteilung folgern die Forscher: Sedimente in Fließgewässern sind eine bedeutende Senke für das im Wasser enthaltene Mikroplastik. Dabei stimmt die Größenordnung der an der Elbe gemessenen Werte mit denen anderer deutscher Flüsse wie Rhein, Main, Donau und Weser überein.
(Quelle: Bundesanstalt für Gewässerkunde / 02.07.2020)

Auch tief unter der Meeresoberfläche treiben Strömungen die Plastikteilchen in wahren Müllkippen zusammen. Das Problem könnte gigantisch sein – aber niemand weiß es genau.
Die großen Müllstrudel der Weltmeere kennt man – Regionen, in denen Winde und Strömungen gigantische Mengen schwimmenden Plastikabfall zusammengetrieben haben. Doch auch am Meeresboden haben sie ihre Gegenstücke; diese Müllhalden könnten um ein Vielfaches größer sein als die Müllstrudel. Eine Arbeitsgruppe um Ian Kane von der University of Manchester hat im Tyrrhenischen Meer zwischen Korsika und Italien Hinweise darauf gefunden, dass abgesunkene Plastikteile von Strömungen ebenfalls in bestimmten Zonen konzentriert werden. Wie das Team in »Science« berichtet, fand es dort eine der höchsten jemals gemessenen Plastikkonzentrationen im Meeresboden: 191 Fasern und Partikel in 50 Gramm Schlick, was nahezu zwei Millionen Plastikteilchen pro Quadratmeter Meeresboden entspricht. Die Abfälle sammeln sich in Tiefen von etwa 600 bis 900 Metern da an, wo die Strömungen entlang des Abhangs zur Tiefsee besonders stark mit dem Meeresboden wechselwirken. Dort werden tiefe Rinnen ausgespült und andernorts dicke Sedimentpakete aufgeschichtet. Und dort, so das Team, sammle sich nun der Müll.
Diese untermeerischen Müllkippen könnten wahrhaft gigantisch sein und die Müllstrudel weit in den Schatten stellen – denn diese enthielten nur etwa ein Prozent des Plastiks in den Meeren, heißt es in der Veröffentlichung. Der größte Teil des Rests lande vermutlich am Meeresboden.
(Quelle: https://www.spektrum.de/news/muellstrudel-entstehen-auch-am-meeresboden/ / 06. Mai 2020)

Über immer mehr kuriose, scheinbar abstruse und auch traurige Anfragen berichtet der NABU Niedersachsen. Dieser Trend habe sich „enorm verstärkt“, wie Rüdiger Wohlers berichtet. „Die Naturentfremdung vieler Menschen schreitet leider fort. Das ist eine gesellschaftliche Zeitbombe, denn nur was man kennt, kann man auch schützen. Umweltbildung ist daher essentiell.“ Und die sei auch dringend notwendig, denn man sehe, wie groß die Entfremdung, die oft in Vermenschlichung von Tieren abgleite, bereits wäre.
Weiter berichtet Wohlers über „beispielhafte Anfragen und Fälle, die als Spitze des Eisbergs gesehen werden müssen.“ Dazu gehörte ein Anruf eines Herrn, der in einem November anfragte, wo er Fliegen bekommen könne, da er eigenmächtig mit einem großen Kescher Schwalben eingefangen und in seine Scheune gesperrt habe. Begründung: „Ich will nicht, dass die im Süden gefressen werden!“. In einem anderen Fall stellte sich heraus, dass jemand Frösche im vergangenen Herbst aus seinem Gartenteich gefischt und in seinem Eisfach deponiert hatte, „um sie dort zu überwintern.“ Ein tödlicher Versuch! Und ebenso erstaunlich war der Anruf einer Dame, die darum bat, an einem Dezembertag eine große Anzahl Marienkäfer abzuholen: „Die stinken in diesem Jahr zu sehr.“ Was war passiert? Sie hatte laut ihrer Erzählung seit mehreren Jahren, im Herbst Marienkäfer, die sich unter Laub verborgen hatten, eingesammelt und in einen eigens umgenähten Kissenbezug gefüllt – um sie dann „mit ans Fußende ins Bett zu nehmen, da ist es schön warm“.
(Quelle: NABU Niedersachsen / 20.04.2020)

Weichen stellen für Mensch und Meer
Die Klimakrise und unser Hunger auf marine Ressourcen haben zu einem nie dagewesenen Sterben mariner Arten und Lebensräume geführt. Jetzt haben die deutschen Naturschutz- und Entwicklungshilfeverbände ein gemeinsames Forderungspapier veröffentlicht.
Das Forderungs-Papier:
200310_meeresoffensive2020_forderungspapier

Der Covid-19-Erreger ist nicht vom Himmel gefallen. Die Corona-Pandemie ist eine Folge menschlichen Handelns, eine Folge unserer Naturzerstörung, insbesondere der Vernichtung tierischer Lebensräume, und unseres ausbeuterischen Umgangs mit den Lebewesen dieses Planeten. Das Problem dabei sind nicht die Wildtiere selbst, sondern schlicht unser enger Kontakt mit ihnen, insbesondere den Säugetieren. Das ermöglicht und erleichtert ein Überspringen verschiedenster Krankheitserreger von den Tieren auf den Menschen.
Die Ausbrüche menschlicher Infektionskrankheiten nehmen immer weiter zu. In den letzten Jahren gab es Ebola, die Vogelgrippe, das Atemwegssyndrom des Nahen Ostens MERS, das Rift Valley-Fieber, das schwere akute Atemwegssyndrom SARS, das West-Nil-Virus und das Zika-Virus, um nur einige zu nennen. Jedes Mal waren ursprünglich Tiere Träger der ursprünglichen Krankheitserreger. Jedoch sind nicht diese Wildtiere und ihre natürlichen Erregerstämme der Auslöser, sondern die unnatürliche Nähe zwischen ihne und dem Menschen.
„Wenn wir so weitermachen, ist die nächste Epidemie nur eine Frage der Zeit“, meint Inger Andersen, Direktorin des UN-Umweltprogramms. Dabei sollte sich der Mensch auch bewusst machen, dass die Kosten und Folgen einer Pandemie die Kosten für ihre präventive Verhinderung bei weitem übersteigen. Intakte Ökosysteme und gesunde Wildtiere würden auch die Menschen schützen.
Die gute Nachricht ist: Wir haben es selbst in der Hand, diese Gefahr so gering wie möglich zu halten.
(Quelle: https://www.wwf.de/aktuell/ / April 2020)

Das Meer ist voll mit Kunststoffabfällen. Wohin diese im Lauf der Zeit verschwinden, ist unklar. Nun zeigt eine Studie: Das meiste kommt wieder an Land.
Eine Untersuchung von Arianna Olivelli von der Universität Utrecht und ihrem Team in den »Environmental Research Letters« zeigt, dass der größte Teil der in die Ozeane eingetragenen Kunststoffabfälle offensichtlich wieder an Land geschwemmt wird. Bislang sei ungeklärt, wohin der Müll im Meer verschwindet.
Die Wissenschaftler verglichen dazu die Daten von 635 Erhebungen in Australien, für die Müllmengen an Küsten des Kontinents ermittelt wurden. Menge und Verteilung der Zivilisationsreste korrelierten dabei eng mit vorherrschenden Windrichtungen und Meeresströmungen. Das Abfallvolumen war erwartungsgemäß in der Nähe von Siedlungen oder Straßen größer als in entlegenen Regionen. Zudem nahm die Mülldichte und Größe der einzelnen Funde mit Abstand zum Spülsaum Richtung Hinterland zu. Demnach scheinen laut der Forscher auch im weltweiten Maßstab Strände und das unmittelbar angrenzende Gebiet eine Senke für Kunststoffabfälle zu sein. Ein großer Teil unseres Mülls versinke daher nicht in der Tiefsee oder verschwinde in der Arktis, sondern gelange wieder an Land zurück.
Daten einer zweiten, noch nicht veröffentlichten, Studie deuten außerdem darauf hin, dass 90 Prozent des eingetragenen Plastikmülls innerhalb eines etwa acht Kilometer breiten Bandes im Meer bliebe und nicht auf die hohe See treibe.
https://www.spektrum.de/news/der-plastikmuell-kehrt-zurueck/
(Quelle: Universität Utrecht / Arianna Olivelli / www.spektrum.de / März 2020)

Dürren, Starkregen, Schädlingsausbrüche – derartige Störungen sind in allen natürlichen Ökosystemen gegenwärtig. Doch wie gut können sich Lebensgemeinschaften anschließend wieder erholen? Das haben das Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) und das Helmholtz-Institut für Funktionelle Marine Biodiversität an der Universität Oldenburg (HIFMB) untersucht. Dafür wurden in einer so genannten Meta-Analyse 508 vorhandene Studien ausgewertet. Vorwiegend Experimente, in denen natürliche oder naturnahe Ökosysteme kurzzeitig aus dem Gleichgewicht gebracht und anschließend weiter beobachtet wurden. Die Forscher stellten fest, dass die Lebensgemeinschaften ihre Funktionen im Ökosystem – zum Beispiel als Sauerstoff- und Biomasseproduzenten – zum Ende der Experimente fast wieder so gut wie in der ungestörten Kontrolle erfüllten. Die Artenzusammensetzung erholte sich jedoch nicht.
Die Zahl der Arten wäre zwar am Ende der Experimente in der Regel fast so hoch wie vor der Störung – allerdings nicht die gleichen Arten. Das bedeute: Auch wenn nach einer Störung wieder die ursprünglichen Rahmenbedingungen herrschen, etablieren sich nicht unbedingt die gleichen Arten wie vorher. Die Forscher schlossen daraus, dass sich die Zusammensetzung von Ökosystemen nach Störungen wie Stürmen, Überschwemmungen oder Schädlingsausbrüchen nur langsam erholt.
Menschliche Eingriffe wie das Pflügen, der Bergbau oder die Fischerei setzen Ökosysteme zusätzlich unter Druck – ebenso wie der Klimawandel oder die großflächige Überdüngung von Gewässern. Die Zahl und das Ausmaß der Störungen, so haben die Umweltwissenschaftler beobachtet, nehmen derzeit zu, zudem treten im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten völlig neue Arten von Störungen auf.
Weitere Informationen:
https://uol.de/icbm/planktologie

(Quelle: Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) / 23.01.2020)

Cyanobakterien, umgangssprachlich auch Blaualgen genannt, gehören zu den häufigsten Organismen auf der Erde. Ein Forschungsteam unter Leitung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Universität Heidelberg zeigte nun erstmalig, dass Cyanobakterien in Meeren, Binnengewässern und an Land relevante Mengen an Methan produzieren.
Das Forschungsteam untersuchte 17 Cyanobakterienarten, die im Meer, im Süßwasser oder an Land vorkommen. „Cyanobakterien im Oberflächenwasser sind eine bislang unbekannte Quelle für Methan. Wir konnten erstmalig zeigen, dass diese Bakterien das Treibhausgas im Rahmen ihres regulären Zellstoffwechsels erzeugen“, erklärt Dr. Mina Bižić, IGB-Forscherin und Erstautorin der Studie.
Das Team verglich in Laborexperimenten die Menge an produziertem Methan von Cyanobakterien mit Werten für Archaeen und Organismen mit Zellkern (Eukaryoten). „Cyanobakterien bilden bei gleicher Biomasse weniger Methan als Archaeen, aber mehr Methan als Pilze oder Pflanzen. Es ist jedoch schwierig, den globalen Anteil an Methan von Cyanobakterien abzuschätzen, denn es fehlen genaue Daten zur Biomasse dieser Organismen in Gewässern und Böden“, so Frank Keppler, Professor am Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg und Mitautor der Studie.
Mehr Blaualgenblüten bedeuten höhere Methanemissionen.
Im Meer- oder Süßwasser entwickeln sie sich bei einem hohen Nährstoffgehalt und warmen Temperaturen besonders gut. Durch den Klimawandel werden Massenentwicklungen, die sogenannten Blaualgenblüten, in Zukunft also häufiger und in stärkerem Ausmaß auftreten.
(Quelle: Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) / 15.01.2020)

Laut einer Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) führt Flüssigerdgas (LNG) als Schiffskraftstoff zu 70 bis 82 Prozent höheren Treibhausgasemissionen im Vergleich zu Marinediesel. Der ICCT-Bericht untersucht die Treibhausgasemissionen aus Schiffskraftstoffen über den gesamten Lebenszyklus, einschließlich des unbeabsichtigten Methanschlupfs. Die Autoren fanden heraus, dass die Verwendung von LNG die Klimawirkung der Schifffahrt im Vergleich zu Marinediesel tatsächlich verschlechtern kann, wenn man die Emissionen betrachtet, die über einen Zeitraum von 20 Jahren emittiert werden würden.
LNG wird demnach als ein schädlicher Irrweg gesehen und tauge auch nicht als Brückentechnologie. Die Schifffahrtsbranche stoße jetzt schon mehr Treibhausgasemissionen aus als ganze Staaten – auch mehr als Deutschland. Von den 756 LNG-Schiffen, die derzeit im Einsatz oder bestellt wären, sei der mit Abstand beliebteste Motorentyp ein Dual-Fuel-Viertakter. Er habe die höchste Methanschlupfrate. Dabei seien Methanemissionen besonders problematisch, da Methan 86-mal mehr erwärme als die gleiche Menge CO2.
Studie: www.stand.earth/publication/climate-implications-using-lng-marine-fuel
(Quelle: International Council on Clean Transportation (ICCT) / NABU.de / Januar 2020)

Wenn es um den Schutz der Ozeane geht, spielen Meeresschutzgebiete eine wichtige Rolle. Sie sollen Refugien für die Meeresbewohner schaffen und so die marine Artenvielfalt erhalten. Was solche Schutzgebiete konkret für die Artenvielfalt der Fische bringen, haben nun Forscher vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) in Leipzig im Mittelmeer untersucht.
Dabei zeigte sich, dass in Schutzgebieten nicht nur die Zahl der Fische insgesamt stieg, sondern auch die Biodiversität und die relative Balance der Arten untereinander sich positiv entwickelte. Allerdings profitieren seltene und häufige Arten in unterschiedlichem Ausmaß.
Nach Ansicht der Wissenschaftler deuten ihre Ergebnisse insgesamt darauf hin, dass Meeresschutzgebiete helfen können, der biologischen Verarmung des Ozeans entgegenzuwirken. Besonders effektiv aber sei es, wenn Schutzgebiete miteinander vernetzt würden.
(Quelle: Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig / natur.de / 10.01.2020)

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Auf vielen Flächen tummelt sich heute nicht nur eine deutlich verringerte Biomasse an Insekten, sondern auch etwa ein Drittel weniger Insektenarten als noch vor einem Jahrzehnt. Dies geht aus einer Biodiversitätsstudie zwischen 2008 und 2017 eines von der Technischen Universität München (TUM) angeführten internationalen Forschungsteams hervor. Vom Artenschwund betroffen sind demnach vor allem Wiesen, die sich in einer stark landwirtschaftlich genutzten Umgebung befinden – aber auch Wald- und Schutzgebiete wie Schafweiden, Wiesen, die drei bis viermal jährlich gemäht und gedüngt wurden, forstwirtschaftlich geprägte Nadelwälder und sogar ungenutzte Wälder in Schutzgebieten. Der größte Schwund wurde allerdings auf den Grünlandflächen festgestellt, die in besonderem Maße von Ackerland umgeben sind. Dort litten vor allem die Arten, die nicht in der Lage sind, große Distanzen zu überwinden.
(Quelle: Technische Universität München (Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie) / 30.10.2019)

In Norddeutschland wurde im Juli 2019 mit der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) eine der weltweit größten marinen Forschungsallianzen ins Leben gerufen. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, lösungsorientiertes Handlungswissen für den nachhaltigen Umgang – wie etwa zur Artenvielfalt in den Meeren oder zum Klimaschutz – mit den Meeren und Ozeanen zu erarbeiten und bündelt dafür die Expertise von Forschungseinrichtungen und Hochschulen unter einem Dach. Die ersten zwei Themen für die Pilotphase sollen einerseits Optionen für Schutz und Nutzung mariner Räume zum Erhalt der Biodiversität und Ökosystemfunktionen und andererseits Analysen zur Zukunft mariner Kohlenstoffspeicher als Handlungswissen für die Klimapolitik umfassen.
Der Bund und die fünf norddeutschen Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein stellen dafür gemeinsam bis zum Jahr 2022 insgesamt 56,25 Millionen Euro bereit. Der Bund beteiligt sich zu 80 Prozent an der Finanzierung, die Länder tragen gemeinsam 20 Prozent.
Die DAM wurde am 4. Juli in Berlin von den folgenden Einrichtungen gegründet:
– Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI),
– Carl von Ossietzky Universität Oldenburg mit ihrem Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM),
– Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) mit Kiel Marine Science (KMS),
– GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel,
– Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG),
– Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW),
– Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT),
– MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen,
– Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.(MPG) mit dem Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie (MPI-MM) und dem Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M),
– Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung mit Senckenberg am Meer,
– Universität Hamburg mit ihrem Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN),
– Universität Rostock mit ihrem Department Maritime Systeme (MTS).
(Quelle: Deutsche Allianz Meeresforschung (DAM) / 18.07.2019)

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In der Elbe fehle es an kompletten Jahrgängen der Schlüsselart Stint, einem Schwarm- und Wanderfisch, der die Leib- und Magenspeise vieler Arten sei, erklären die vier Elbfischerfamilien Zeeck, Grube, Buckow und Jensen. Innerhalb von nur fünf Jahren sei die Stint-Population in der Unterelbe zusammengebrochen. Neben den Fischern würden nachweislich auch Schweinswale und Zwergmöwen mittlerweile kaum mehr Beute machen und abwandern – ganz so, wie sich die einstmals größte Flussseeschwalbenbrutkolonie des Wattenmeeres im Neufelder Vorland/Schleswig-Holstein nahezu aufgelöst hat.
Für die Fischer liegen die Gründe dafür eindeutig bei der ständig durch die Unterhaltungsbaggerei verursachten Trübung im Flachwasserbereich sowie der Schlickverklappung bei Neßsand. Zudem kämen noch höherer Tidenhub und Salinität und in fast jedem Sommer Sauerstofflöcher hinzu. Und auch die vielen Möwen bei der Verklappung würden deutlich machen, dass viele tote Fische wieder zurück in die Elbe gepumpt würden.
Der Hamburger Senat sieht aktuell keinen Handlungsbedarf und will erst einmal Wissenschaftler zur genaueren Klärung beauftragen.
(Quelle: taz Nord / 11.03.2019 + Weser Kurier / 16.03.2019)

Auf Helgoland bauen fast alle Basstölpel, eine Seevogelart die deutschlandweit nur hier brütet, Plastik in ihre Nester ein. Dies stellt für sie und auch für andere Seevogelarten die sich im gleichen Bereich aufhalten eine verletzende oder sogar lebensbedrohliche Gefahr dar.
Seit Januar 2019 läuft nun im Rahmen einer Promotion eine Pilotstudie, die erstmalig das Ausmaß der Plastikverschmutzung in der Helgoländer Kolonie, die Auswirkungen auf die Population sowie die Herkunft des Plastiks näher untersuchen wird. Dabei sollen durch erstmalige chemische Analysen auch Erkenntnisse darüber gewonnen werden, aus welchen Kunststoffarten das genutzte Material besteht, um es so im besten Fall Industriesparten zuordnen zu können und in Folge möglichst Lösungen zu erarbeiten.
Die Gemeinde Helgoland unterstützt die Arbeit mit einem vierjährigen Stipendium. Weitere Kooperationspartner sind neben dem Verein Jordsand das Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Universität Kiel (FTZ), das Alfred-Wegener-Institut (AWI) sowie das Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“.
(Quelle: Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V / 28.03.2019)

Laut dem Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) zum weltweit akzeptierten Sachstand des Zustandes der Natur sind rund eine Million Arten in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Viele davon schon in den kommenden Jahrzehnten.
Das Artensterben ist demnach heute mindestens Dutzende bis Hunderte Male größer als im Durchschnitt der vergangenen zehn Millionen Jahre. 75 Prozent der Landoberfläche und 66 Prozent der Meeresfläche wären stark verändert. Über 85 Prozent der Feuchtgebiete seien verloren gegangen. Allein der Verlust von Bestäuberinsekten habe demnach schon ungeahnte Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion und die zunehmende Schädigung wertvoller Ökosysteme würde auch wichtige Leistungen für den Menschen in Gefahr bringen.
Der Weltbiodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) ist ein zwischenstaatliches Gremium zur wissenschaftlichen Politikberatung für das Thema biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen. IPBES ist vergleichbar mit seiner älteren Schwester, dem Weltklimarat IPCC für das Klima.
Vertreter aus 132 Mitgliedstaaten nahmen an den Beratungen des Rates vom 29. April bis 4. Mai 2019 in Paris teil.
(Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung + Süddeutsche Zeitung / 06.05.2019)

Digitale Medien werden zunehmen so eingesetzt, dass die Menschen ihren Gehirnen keinen Gefallen damit tun, ist der Hirnforscher Martin Korte von der TU Braunschweig überzeugt. Ein Problem sei es, dass zu viel Wissen ausgelagert und nicht mehr versucht würde, es selbst abzuspeichern. Das sei aber extrem wichtig, um differenziert über komplexe Probleme nachdenken zu können und selber Lösungen zu finden.
Zudem würde das Arbeitsgedächnis und damit das Konzentrationsvermögen schrumpfen: die Zeit innerhalb der die Menschen sich konzentrieren können, ohne sich abzulenken, wird deutlich kleiner. Früher seien das 15 Sekunden gewesen, heute nur noch elf.
Das Gehirn fühlt sich schneller überfordert von der (zunehmend geringeren) Informationsmenge die es verarbeiten soll. Woraufhin es statt differenzierter zu denken in den Modus schaltet undifferenziert zu denken und weitere Informationen eher abzuwehren.
(Quelle: Nordwest-Zeitung / 15.07.2019)

In der Neufassung seiner umfassenden Statistik über Unfälle mit Munitionsaltlasten und versenkten Giftkampfstoffen in Nord- und Ostsee listet der Koblenzer Meeresbiologe Dr. Stefan Nehring in der nicht-kommerziellen Fachzeitschrift WATERKANT eine fast doppelt so hohe Opferzahl wie acht Jahre zuvor: Mindestens 418 Tote und 720 Verletzte seien demnach in der im Juni 1945 beginnenden Bilanz nachgewiesen. „Keine offizielle Stelle hat bis heute die Initiative ergriffen, dieses lebensgefährliche Problem für die Fischer (und Verbraucher) zu lösen“, so Nehring.
Die Untersuchung von Dr. Stefan Nehring: „Munitions-Unfälle – und kein Ende“ steht unter „www.waterkant.info/wp-content/uploads/2016/01/2015-04_07-nehring.pdf“ gratis zum Download zur Verfügung.
(Quelle: http://www.waterkant.info / Januar 2016)

Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sind die Meere die am schlechtesten geschützten Lebensräume unseres Planeten. Weder die deutsche Nordsee noch die deutsche Ostsee seien demnach in einem guten Umweltzustand. Dem Statistischen Bundesamt zufolge stünden hier zwar insgesamt Bereiche von der Größe Mecklenburg-Vorpommerns unter Schutz, was immerhin 47 Prozent der deutschen Meeresflächen ausmache, allerdings gebe es diesen Schutz größtenteils nur auf dem Papier. Stattdessen hinterlasse eine zunehmende Nutzung durch Fischerei, tausenden Schiffen, Rohstoffabbau und militärische Manöver und die damit einhergehende Verschmutzung der Meere durch den Menschen nachweisbare Spuren und belaste den marinen Lebensraum schwer. „Echte Ruhezonen oder Rückzugsräume für die Natur gibt es in den Schutzgebieten bislang nicht.“
Der BUND fordert angesichts des dramatisch schlechten Zustands unserer Meeresgebiete, dass in mindestens der Hälfte der deutschen Schutzgebiete alle menschlichen Nutzungen ausgeschlossen werden – sogenannte Nullnutzungszonen – um einen Schutz der schwindenden Lebensräume und Arten unter Wasser zu gewährleisten. Leider würden sich aber die verschiedenen Regierungs-Ressorts Verkehr, Wirtschaft, Landwirtschaft, Verteidigung und Forschung gegenseitig blockieren, statt den Meeresschutz gemeinsam voranzutreiben.
(Quelle: www.bund.net/meere / 07.06.2019)

Laut einer aktuellen Todesstatistik des Bundesumweltministeriums (BMU) stehen die Schweinswale in der Ostsee – zumindest in den zentralen und östlichen Teilen – vor dem akuten Aussterben. Im westlichen Teil der Ostsee werden sie noch auf rund 18.500 Tiere geschätzt. In der Nordsee vom Ärmelkanal bis zum Nordkap sollen es noch 200.000 Schweinswale sein; was allerdings eine zahlenmäßige Reduzierung um ein Drittel in nur zehn Jahren bedeute. Grund dafür: wohl zu 60 und mehr Prozent Beifang als Todesursache. Ein genetischer Austausch zwischen beiden Populationen wird als nicht sehr wahrscheinlich angesehen.
(Gemeldete) Todfunde von Schweinswalen Nordsee / Ostsee laut BMU:
2000: 47 / 22
2001: 100 / 39
2002: 79 / 60
2003: 111 / 44
2004: 157 / 54
2005: 213 / 65
2006: 204 / 102
2007: 212 / 164
2008: 162 / 142
2009: 165 / 176
2010: 96 / 124
2011: 173 / 108
2012: 225 / 81
2013: 158 / 130
2014: 112 / 129
2015: 161 / 141
2016: 206 / 221
2017: 152 / 154
2018: — / 203
Gesamt: 2.733 / 2.159
(Quelle: taz Nord / 02.05.2019)

Die Weiterentwicklung des UNESCO-Biosphärenreservats Niedersächsisches Wattenmeer tritt in seine nächste Phase. Mit der „Konsultationsphase“ habe ein Prozess begonnen, in dem Grundlagen für Entscheidungen zu einem freiwilligen Beitritt von Städten und Gemeinden an der Küste geschaffen würden. Das UNESCO-Biosphärenreservat unterstützte ein lebenswertes Umfeld nahe des Nationalparks Wattenmeer, in dem auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte eine bedeutende Rolle spielten. Es könne eine wertvolle Grundlage für eine nachhaltige Wirtschafts- und Hafenpolitik sein. Dabei wäre der Begriff „Biosphäre“ – also Lebensraum – sicherlich der glücklichere und würde auch die Unterscheidung zum Biosphärenreservat nach Bundesnaturschutzgesetz deutlich machen.
Neben dem bestehenden Nationalpark bedürfe es für die Wattenmeer-Region keiner zusätzlichen rechtlichen Sicherung von Naturschutzflächen. Vielmehr sollten hier gerade in den vom Menschen geprägten Bereichen nachhaltige Lösungswege für Zukunftsfragen modellhaft erprobt werden.
(Quelle: Nds. Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz / 31.05.2019)

Allein in Deutschland werden laut Umweltbundesamt jährlich rund 30.000 Tonnen Humanarzneimittel verkauft, von denen etwa 1.200 für die Humanmedizin zugelassene Wirkstoffe als umweltrelevant eingestuft werden. Einige dieser Substanzen gelangen aus Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen aber durch die unsachgemäße Entsorgung von ambulant verschriebenen Medikamenten auch aus Privathaushalten und der Tiermedizin in das Abwasser.
Die heute in Kläranlagen eingesetzten biologischen Aufbereitungsverfahren können einige organische Spurenstoffe im Abwasser relativ gut entfernen, andere Substanzen wie Arzneimittel allerdings nur ungenügend. Gelangen sie in den Wasserkreislauf, können sie sich schon in niedrigsten Konzentrationen auf Wasserorganismen negativ auswirken.
(Quelle: https://www.eucc-d.de / 15.05.2019)

Milliarden Zigarettenkippen landen jährlich durch Ignoranz, Achtlosigkeit und undifferenzierte Selbstlegitimation in der Umwelt und schaffen einen Gift-Cocktail, der es bis ins Meer schafft und dort unheilvolle Wirkungen erzielt. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) landen weltweit sogar bis zu zwei Drittel aller Kippen auf dem Boden – das wären rund zehn Milliarden von 15 Milliarden Kippen täglich. Dabei seien die Filter aus Celluloseacetat so gut wie unzerstörbar und würden zudem noch über 7.000 Chemikalien beinhalten, von denen rund 250 als toxisch und 100 sogar als krebserregend gelten. Und dabei ganz zu schweigen von den rund zwei Millionen Tonnen Müll, die durch Papier, Folie, Zellophan und Klebstoff noch hinzu kommen.
Zudem sei die „Alternative“ E-Zigarette keine Rettung aus diesem Problem. Laufende Studien würden darauf hindeuten, dass leere Kapseln oder Wegwerf-Tanks auch häufig in die Umwelt geworfen würden und damit die riesige Menge an Plastikmüll deutlich vergrößern würden.
(Quelle: Weser Kurier / 09.04.2019)

Sie gelten als Oasen der Ozeane: Meeresschutzgebiete. Sie sollen Refugien für seltene und bedrohte Arten sein, sollen Wale und Seevögel, Seegraswiesen und artenreiche Riffe vor menschlichen Aktivitäten schützen. Was aber, wenn genau das Gegenteil eintritt? Wenn eben diese Hot Spots der biologischen Vielfalt Begehrlichkeiten wecken. Genau dies zeigte jetzt eine Studie im renommierten Wissenschaftsmagazin Science.
Danach findet in ca. 60 Prozent der 700 untersuchten europäischen Meeresschutzgebiete Fischerei mit Schleppnetzen statt. Und das, obwohl lange nachgewiesen ist, dass gerade die bodenberührende Schleppnetzfischerei erhebliche Auswirkungen auf den Meeresboden und die dort lebenden Artengemeinschaften hat. Schwere Scherbretter der Fangschiffe, Scheuchleinen und -ketten schaben am Meeresboden, dringen Zentimeter tief ein und zerstören fragile Riffstrukturen mit Weichkorallen, Moostierchen und Schwämmen. Bodenlebende Fische, Seesterne und Muscheln enden als ungewollter Beifang in den Netzen und werden anschließend viel zu oft verletzt oder tot über Bord geworfen. Es sterben jene Arten, zu deren Schutz diese Gebiete ausgewiesen wurden. Paradox: In den Schutzgebieten stellten die kanadischen und deutschen Wissenschaftler sogar eine 40 Prozent höherer Fischereiintensität fest als außerhalb. Damit konterkarieren insbesondere die Fischerei, aber auch andere anthropogene Nutzungen die Ziele des Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000 – nämlich, die marine Vielfalt zu erhalten.
Die Autoren der Studie zeigen, dass insbesondere sensible und bedrohte Hai- und Rochenarten von der Schleppnetzfischerei betroffen sind. Ihre Häufigkeit sank in Gebieten mit einer hohen Schleppnetzaktivität um bis zu 69 Prozent im Vergleich mit den anderen, weniger stark befischten Gebieten. Einerseits werden die bedrohten Knorpelfische selbst gefangen, andererseits verlieren sie ihren Lebensraum, gehen wichtige Beutetiere in den zerstörten Habitaten zurück.
Die Macher der Studie zeigen, dass die Mindeststandards von Meeresschutzgebieten dringend verbessert werden müssen. Die Politik muss sich auf international vergleichbare Standards und den Ausschluss der Grundschleppnetzfischerei verständigen und das Management von Meeresschutzgebieten stärken und transparenter gestalteten. Dabei geht es vor allem um Fischerei, aber auch um die Schifffahrt, den Rohstoffabbau und den industrielle Anlagenbau. In der Summe führen die anthropogenen Aktivitäten zur kumulativen Überlastung der Nord- und Ostsee, zur Zerstörung von Riffen und zur Vertreibung von Schweinswalen und Seevögeln. Und das, obwohl die Nord- und Ostsee schon heute in einem schlechten Zustand sind. Ein Drittel der Arten steht hier auf der Roten Liste und gilt als bedroht.
(Quelle: https://blogs.nabu.de/ / 16.01.2019)

Deutsche Oberflächengewässer werden nach einer aktuellen Schätzung jährlich mit circa 70 Tonnen Kupfer aus Antifouling-Anstrichen von Sportbooten belastet, bei denen sie sehr häufig eingesetzt werden. Die freigesetzte Kupfermenge entspricht rund 19 Prozent der gesamten Kupfereinträge in deutsche Oberflächengewässer und wirkt dort ökotoxisch auf Bakterien, Algen, Flusskrebse und Fische. Daher sind vor allem hier Maßnahmen sinnvoll, um die Gewässerbelastungen zu reduzieren. Wie das geht, zeigen Beispiele aus Skandinavien.
Ein Hintergrundpapier des Umweltbundesamtes informiert rund um Antifouling-Anstriche und Stoffeinträge und gibt Empfehlungen für einen umweltfreundlichen Einsatz.
(Quelle: Umweltbundesamt / 08.08.2018)

Mikroplastik und umweltschädliche Chemikalien etwa aus Outdoor-Bekleidung verschmutzen inzwischen auch die entlegenen Regionen des Südpolarmeers. Meerwasser- und Schneeproben aus der Antarktis enthalten Giftstoffe wie per- und polyfluorierte alkylierte Substanzen (PFAS), dies zeigt eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Laboruntersuchung.
Die gefundenen langlebigen Chemikalien der PFAS – auch PFC genannt – sind in Industrie- und Konsumgütern weit verbreitet. Sie kommen etwa als Oberflächenschicht in wasser- und fleckenabweisender Outdoor-Bekleidung vor, werden während deren Nutzung und Entsorgung freigesetzt und bleiben über Jahre in der Umwelt. Die Winde der Atmosphäre und die Meeresströmungen tragen sie auch in abgeschiedene Gebiete wie die Antarktis, dort bleiben sie über viele Jahrzehnte in der Natur. Menschen nehmen die Schadstoffe durch Trinkwasser und Nahrung auf. Sie reichern sich im Körper an, können Krebs auslösen und stören den Hormonhaushalt.
Neben den Mikroplastikproben fand die unabhängige Umweltschutzorganisation zwischen den Eisbergen auch Plastikmüll der Fischerei wie Bojen, Netze und Planen.
(Quelle: Greenpeace / 07.06.2018)

Es ist kein Zufall, dass in den Jahren nach der Deepwater Horizon Ölpest im Golf von Mexiko so viele neugeborene und junge Delfine tot an die Strände gespült wurden: Das Öl beeinträchtigte die Entwicklung der Delfin-Babys schon im Mutterleib und führte unter anderem zu Anomalien ihrer Lungen.
Am 20. April 2010 begann mit einer Explosion auf der Bohrinsel Deepwater Horizon im Golf von Mexico eine der größten Umweltkatastrophen der Neuzeit. Rund 700 Millionen Tonnen Öl und 500.000 Tonnen Methangas strömten ins Meer. Der Ölteppich verseuchte mehr als tausend Kilometer Küste und den Lebensraum von mehr als 8.000 Arten, darunter Fische, Vögel, Weichtiere, Reptilien, Krebse und Meeressäuger.
Unter den Delfinen im Golf von Mexiko löste die Ölpest das größte bekannte Massensterben dieser Region aus. Unter ihnen waren besonders viele neugeborene oder junge Delfine.
Die Forscher fanden eindeutige Indizien für einen negativen Einfluss der Ölpest. Die toten Delfin-Babys waren signifikant kleiner als diejenigen, die in den Jahren vor der Ölpest oder in nicht betroffenen Gebieten gestrandet waren. Zudem hatten 88 Prozent der Jungdelfine im Golf von Mexiko Anomalien der Lunge. Dies führte dazu, dass die Lungen der Meeressäuger teilweise oder komplett kollabierten – die Tiere erstickten. Bei der Untersuchung der toten Delfine stießen die Wissenschaftler zudem auf Indizien für Probleme bereits während der Schwangerschaft. Besonders häufig waren die Jungdelfine aus dem Golf mit Brucellose infiziert, einem Bakterium, das Gehirn, Lungen und Fortpflanzungsorgane angreift.
Die Ölpest hatte damit nicht nur schwerwiegende Folgen für die Meeressäuger, die während des Ölaustritts und kurz danach im betroffenen Gebiet lebten, sondern auch für deren Nachkommen.
(Quelle: University of Illinois at Urbana-Champaign/natur.d)