Schutzgemeinschaft SDN spricht sich gegen Verpressung von Kohlendioxid(CO₂)unter den Meeresgrund (CCS) und weitere Verrohrung von Nordsee und Wattenmeer aus

Nordsee. Die im süd-norwegischen Brevik Mitte Juni offiziell eröffnete Anlage zur Kohlendioxid-Verpressung und -lagerung (CCS) im industriellem Maßstab macht es mehr als deutlich: Es fehlt bald nicht mehr viel, bis die Nordsee nun wirklich zum Industriegebiet missbraucht ist. Und das natürlich nicht ohne Milliarden Euro umfassende Subventionstöpfe nebst „nachhaltig“ klingenden Formulierungen und Wortschöpfungen für die Öffentlichkeit. „Wenn ich etwas für eine gewisse Zeit verstecke, und sei es über Jahrhunderte, ist es aber immer noch auf der Welt”, kommt Kapitän und Seelotse Ulrich Birstein dazu in den Sinn. „Anstatt, das wir dafür sorgen, immer weniger Energie zu benötigen, schaffen wir stattdessen im Großen wie im Kleinen immer mehr und größere Verbraucher”, ergänzt er als 2. Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN).

CCS-Technologie

Mehrere Konzerne aus der Energie- und Netzwirtschaft melden sich mittlerweile zur Milliarden schweren Investitions-Idee „Verpressung“. Man sieht darin einen Markt mit zukünftig hohen Wachstumsraten; unter massivem Einsatz öffentlicher Finanzierung. Zugleich sieht sich die Energie-Industrie in einer Art Führungsrolle. „Die Technik ist ausgereift“, heißt es von ihr dazu. Dabei präsentiert sich CCS eher als unzureichend erprobte Risikotechnologie, die in ‚Learning-by-Doing’-Verfahren einem geologischen Blindflug mit großem Potenzial zum Scheitern gleichkommt. In jedem Fall entstehen durch eine Versauerung des Meerwassers bei größeren Leckagen Todeszonen in deren Umfeld.

Für die kosten- und energieintensive Abfalltechnologie CCS selbst braucht es für Abscheidung, Verflüssigung, Transport, Verpressung und Speicherung einen bis zu 40 Prozent erhöhten Energieaufwand. „Zudem sind dafür auch noch riesige versiegelte Flächen für ein Netz von Abscheidungsanlagen, Pipelines, Zwischenspeichern, Umladestationen und Hafenanlagen nötig”, gibt Birstein weiter zu bedenken. „Und die für die kommenden Jahre angedachte Nordsee-Pipeline über 900 Kilometer verläuft mitten durch das Naturschutzgebiet Wattenmeer.” Zusätzlich zu all den anderen neuen wie alten Leitungen. Nebst den dafür nötigen Bau- und Wartungsarbeiten. Die CCS-Technologie rechnet sich somit erst im großen Umfang und damit öffnet sich schlicht die Büchse der Pandora.

Alternativen

Einen weitaus größeren Erfolg gegen negative Auswirkungen menschlichen Handelns, als öffentliche Groß-Industrie-Subventionsgelder für eine weitere Industrialisierung des Natur- und Lebensraumes Nordsee, bieten schlicht Maßnahmen zur steigenden Energieeffizienz. Was allerdings bei weitem nicht so hoch staatlich finanziert wird.

Dabei hat schon die RESCUE-Studie des Umweltbundesamtes von 2019 aufgezeigt, dass eine Verpressung in den Untergrund für die Erreichung einer Treibhausgasneutralität in Deutschland nicht erforderlich ist. Demnach reiche dafür allein schon die Nutzung natürlicher Senken wie Wälder, Moore sowie natürliche Binnen- und Seegewässer vollständig aus.

Mit freundlicher Bitte um Veröffentlichung,

SDN Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V.

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Peter Andryszak

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Zusatz-Info:

Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN)

ist ein überregionaler und gemeinnütziger Umweltschutz-Dachverband, der 1973 aufgrund umfassender Verschmutzungen der Nordsee ins Leben gerufen wurde. Seitdem engagiert sich die Schutzgemeinschaft sachlich-fachlich und partei-übergreifend für den Schutz der Nordsee als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum. Sie dient rund 200 Kommunen, Landkreisen, Naturschutzvereinen, Instituten, Verbänden und Einzelmitgliedern als Sprachrohr in die Öffentlichkeit sowie die Ministerialverwaltungen und Parlamente des Bundes und der vier Nordsee-Küsten-Länder. Gemeinsames Ziel: die Eigenarten und Schönheiten der Nordsee, des Wattenmeeres und der angrenzenden Küste vor schädigenden Eingriffen durch den Menschen zu schützen und Probleme des Nordseeschutzes einer Lösung zuzuführen.

Einige Maßnahmen der letzten Jahrzehnte, bei denen die SDN als Lobbyverband die Belange der Küste vertreten hat und die inzwischen als weitgehend abgearbeitet gelten dürften, sind die Dünnsäure-, Abfall-, und Klärschlammverklappung, das Notschleppkonzept, Antifouling, Luftüberwachung, Ballastwasser, Tankreinigung, MARPOL I bis IV sowie die Anschaffung moderner Notschlepper für Nord- und Ostsee, wie aktuell auch der Unterelbe.

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