Der Unterelbe geht das Leben verloren

Beginn der Arbeiten zur Elbvertiefung vor Wedel

(2960 Anschläge Haupttext + 933 Anschläge Zusatz-Info)

Varel/Hamburg/Oldenburg. „Die untere Elbe droht ihre Qualität als Lebensraum zu verlieren oder teilweise sogar zu sterben“, ist Gerd-Christian Wagner, Bürgermeister und neuer Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN), in aller Deutlichkeit überzeugt. „Anstatt heute mit einem mediengerechten Lächeln die Elbe immer tiefer auszubaggern zu lassen, sollten Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und sein parlamentarischer Staatssekretär Enak Ferlemann besser der Pflicht nachgehen, ein norddeutsches Hafenkonzept zu erstellen.“ Nur so könne Frachtern mit großem Tiefgang ökologisch sinnvoll und trotzdem wirtschaftlich Alternativen geboten werden. Wobei neben Hamburg auch die Seehäfen an Ems und Weser, der Jade-Weser-Port sowie Cuxhaven und Brunsbüttel mit einbezogen werden müssen, appelliert der SDN-Vorsitzende an die politische Vernunft.

Mit der nunmehr neunten massiven Elbvertiefung soll der Fluss so ausgebaut werden, dass künftig große Containerschiffe mit einem Tiefgang bis zu 13,50 Meter unabhängig vom auflaufenden Wasser und mit einem Tiefgang von bis zu 14,50 Meter auf der Flutwelle den Hamburger Hafen erreichen können. Zudem sollen sich die Schiffe durch eine Verbreiterung bei Wedel – einer Begegnungsbox – beim Ein- und Auslaufen besser passieren können. An anfallendem Baggergut wird mit rund 32 bis 40 Millionen Kubikmetern gerechnet – zusätzlich zu der laufenden Unterhaltungsbaggereien, für die Hamburg und der Bund schon jetzt rund 100 Millionen Euro jährlich aufbringen.

Die SDN weist in Sachen Fahrrinnenvertiefung schon seit vielen Jahren immer wieder auf eine lange Reihe möglicher und wahrscheinlicher Folgen für Mensch und Natur hin. So habe bereits die letzte Elbvertiefung 1999 zu deutlich höherem Sedimenttransport geführt und damit die Verschlickung der wertvollen Flachwasserbereiche und Häfen hervorgerufen. Zudem habe die biologische Vielfalt stark abgenommen, was sich gerade in der Fischerei beweist. Wo einst über 1000 Fischerfamilien satt wurden, sind heute gerade noch vier geblieben und denen fehlt es aktuell, neben manchen anderen Fischarten, an kompletten Jahrgängen der Schlüsselart Stint.

Mit der erneuten Ausbaggerung bestehe das erhöhte Risiko, dass das Ökosystem der Elbe dann durch weiter veränderte Strömungsverhältnisse, deutlich erhöhten Schwebstofftransport und sinkende Sauerstoffwerte noch stärker geschädigt würde, ist sich die Schutzgemeinschaft einig mit den Umweltschutzverbänden und Anliegerinitiativen. Und das alles für ganz wenige Schiffe, deren tatsächlicher Tiefgang in der Regel deutlich unter ihren Möglichkeiten liege. Zudem trügen zu große Schiffe auch ökonomische Risiken in sich wie deutlich schwierigere Bergungen bei Havarien. Denn auch auf der Elbe komme es schon heute mehrmals monatlich zu Notlagen wie etwa Maschinenausfälle bei 400-Meter-Schiffen. „Für die ganz großen Schiffe gibt es an der deutschen Küste Alternativen, für die Natur nicht“, ist der SDN-Vorsitzende Wagner überzeugt.

Mit freundlicher Bitte um Veröffentlichung,

SDN Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V.

– Pressestelle –

Peter Andryszak

pressestelle@sdn-web.de

0172-4363439 (in dringenden Fällen)

www.sdn-web.de

 

Der Beitrag als PDF-Dokument: 19-07-23 SDN_PM Elbvertiefung

 

Zusatz-Info:

Einige mögliche Gefahren durch die Elbvertiefung:

– Zunahme und teilweise Veränderung der Strömungen,

– Zunahme der Trübung, was zur Limitierung des Lichts für Fischfauna und Unterwasserflora führt,

– Abnahme der Flachwasserbereiche, was zu einer weiteren Verarmung der Fischfauna führt,

– Wichtige Laichgebiete für Süßwasser- und Brackwasserfische gehen verloren,

– Verlagerung der Salinität flussaufwärts und dadurch mögliche Beeinträchtigung des Grundwassers,

– Beeinträchtigung der Nebengewässer und der Zufahrt von dort in die Elbe,

– Ökologisch wichtige Nebengerinne der Elbe fallen trocken und verlieren ihre Funktion,

– Abnahme der biologischen Vielfalt,

– Zunahme der Erosion in der Fahrrinne und an ihrem Rand,

– Zunahme des vermehrten Auftretens von Sauerstofftälern,

– Gefährdung der Deiche und Deckwerke durch instabile hydrodynamische Gleichgewichtszustände,

– Zunahme der Unterhaltungsbaggerung bis auf 10 Prozent prognostiziert.

 

Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN)

ist ein überregionaler und gemeinnütziger Umweltschutz-Dachverband, der 1973 ins Leben gerufen wurde und sich seitdem sachlich-fachlich und partei-übergreifend für den Schutz der Nordsee als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum engagiert. Sie dient rund 200 Kommunen, Landkreisen, Naturschutzvereinen, Instituten, Verbänden und Einzelmitgliedern als Sprachrohr. Gemeinsames Ziel: die Eigenarten und Schönheiten der Nordsee, des Wattenmeeres und der angrenzenden Küste vor schädigenden Eingriffen durch den Menschen zu schützen und Probleme des Nordseeschutzes einer Lösung zuzuführen.

Einige Maßnahmen der letzten Jahrzehnte, bei denen die SDN als Lobbyverband die Belange der Küste vertreten hat und die inzwischen als weitgehend abgearbeitet gelten dürften, sind die Dünnsäure-, Abfall-, und Klärschlammverklappung, die Anschaffung moderner Notschlepper, das Notschleppkonzept, Antifouling, Luftüberwachung, Ballastwasser, Tankreinigung, MARPOL I bis IV, u.a.m.

Die SDN ist Mitglied der KIMO International: http://www.kimointernational.org

Sturmflut 1962: Die Nacht, in der das Wasser kam

Nationalpark-Haus und Jadehochschule zeigen Kooperationsprojekt

(1537 Anschläge Haupttext)

Varel/Oldenburg. „Sturmflut 1962: Die Nacht, in der das Wasser kam“ heisst ein neues Kooperationsprojekt, das jetzt in Form einer Sonderausstellung im Nationalpark-Haus Dangast (NPH) zu sehen ist. Zehn Studierende des Studiengangs „Medienwirtschaft und Journalismus“ an der Jadehochschule Wilhelmshaven haben sich zusammen mit ihrem Professor Dr. Michael Klafft vor allem dem Thema der Menschen von damals, während und nach dieser Flutkatastrophe, gewidmet.

„Wir wollten die Situation der Menschen zeigen, die von den dramatischen Auswirkungen der Flut mit über 350 Opfern alleine in Deutschland vielfach überrascht worden sind“, sagen die Studierenden, die zur Recherche auch Zeitzeugen interviewt und Originalschauplätze am Jadebusen aufgesucht haben.

Lars Klein, Leiter des Nationalpark-Hauses, hat den Studierenden seinen großen Saal zur Präsentation der Ausstellung überlassen. Damit können sie so nun auch praktische Erfahrungen mit direkten Besucherreaktionen sammeln. „Die Sturmflut 1962 war tatsächlich ein Wendepunkt in der jüngeren Geschichte des Deichbaus, denn danach hat sich vieles im Aufbau der Deiche und der Technik verändert“, weiß Klein aus vielen Gesprächen zu Reaktionen auf diese Flut: „Die Deiche wurden fortan sowohl höher, als auch mit Sandkernen und einem beidseitig wesentlich flacheren Profil ausgestattet.“ Zukünftige Deichbrüche sollten somit möglichst unterbunden werden.

Die Kooperations-Ausstellung ist täglich bis Ende des Jahres zu den regulären Öffnungszeiten des Nationalpark-Hauses zu sehen – außer montags.

Öffnungszeiten:

Di. – Fr.: 9 – 12 Uhr und 14 – 18 Uhr

Sa., So. und Feiertage: 14 – 18 Uhr

Weitere Informationen unter www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/dangast

Das NPH ist ein anerkannter außerschulischer Lernstandort des Landes Niedersachsen im Bereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“.

Träger:

Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V., Stadt Varel, Der Mellumrat e.V.

BU:

(v.l.n.r.): Prof. Dr. Michael Klafft, Lars Klein sowie als Vertreter der studentischen Projektgruppe der Jadehochschule Matthias Schmidt, Florian Düker und Christian Hormann.


Mit freundlicher Bitte um Veröffentlichung,

SDN Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V.

– Pressestelle –

Peter Andryszak

pressestelle@sdn-web.de

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Der Beitrag als PDF: 19-07-13 SDN_PM NPH_1962

 

Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN)

ist ein überregionaler und gemeinnütziger Umweltschutz-Dachverband, der 1973 ins Leben gerufen wurde und sich seitdem sachlich-fachlich und partei-übergreifend für den Schutz der Nordsee als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum engagiert. Sie dient rund 200 Kommunen, Landkreisen, Naturschutzvereinen, Instituten, Verbänden und Einzelmitgliedern als Sprachrohr. Gemeinsames Ziel: die Eigenarten und Schönheiten der Nordsee, des Wattenmeeres und der angrenzenden Küste vor schädigenden Eingriffen durch den Menschen zu schützen und Probleme des Nordseeschutzes einer Lösung zuzuführen.

Einige Maßnahmen der letzten Jahrzehnte, bei denen die SDN als Lobbyverband die Belange der Küste vertreten hat und die inzwischen als weitgehend abgearbeitet gelten dürften, sind die Dünnsäure-, Abfall-, und Klärschlammverklappung, die Anschaffung moderner Notschlepper, das Notschleppkonzept, Antifouling, Luftüberwachung, Ballastwasser, Tankreinigung, MARPOL I bis IV, u.a.m.

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