Großschiffe fern der Küste

Havarie der MSC ZOE macht Verantwortung des Menschen für Folgen seines Handelns deutlich

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Quelle Foto: SDN/Andryszak

Varel/Brunsbüttel/Oldenburg. In der Sturmnacht vom 1. auf den 2. Januar 2019 hat das Groß-Containerschiff MSC ZOE 342 Container vor den Nordseeinseln von Ameland bis Borkum verloren. Eine Havarie, deren Folgen die Lebensräume Wattenmeer und südliche Nordsee noch auf unabsehbare Zeit stark belasten wird. In gut eineinhalb Jahren ist es deutschen, niederländischen und panamaischen Havarie-Experten mittlerweile gelungen, einen Abschlussbericht zum Unfall zu fertigen. Dieser soll laut aktuellen Presseberichten wohl im Juli auch der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden.

Allerdings sind sich die Experten demnach nicht in allen Punkten einig geworden; insbesondere in der Frage, ob eine mögliche Bodenberührung des Schiffes bei starkem Wellengang eine wesentliche Rolle gespielt habe. Der niederländischen Küstenwache reicht allerdings schon der Verdacht auf ein solches Risiko. Sie warnt große Schiffe bereits seit Herbst letzten Jahres davor, bei sehr schlechtem Wetter die relativ flache küstennahe Route zu wählen. Die zuständigen deutschen Behörden tun das allerdings nicht. Man mache eine Entscheidung über die Pflicht zur Nutzung des Tiefwasserweges von einem entsprechend eindeutigen Votum im Abschlussbericht der deutschen Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) abhängig. Und ein solches scheint es laut Ulf Kaspera, Direktor BSU, nicht zu geben: „Es gibt verschiedene Sichtweisen“ und von daher sei der Abschlussbericht ein „Kompromiss“, ist der Nordwest Zeitung zu entnehmen.

Und wieder einmal steht umsichtige Vorsorge für die Umwelt mit kurzsichtigen Entscheidungen im Widerstreit”, ärgert sich Bürgermeister Gerd-Christian Wagner, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN). Als kommunaler Umweltverband setzt sich die SDN unter anderen für die Interessen der Landkreise und rund 200 Kommunen entlang der deutschen Nordseeküste ein. Dabei streitet sie insbesondere auch für eine stete Minimierung des Gefährdungspotentials durch den Schiffsverkehr.

So werden vor allem die Küstenfischerei und die Tierwelt der Nordsee noch sehr lange mit den teilweise lebensbedrohlichen Folgen der Havarie der MSC Zoe zu tun haben.” Zudem sei es neben den Massen an Ladung und Verpackungsmaterial immer noch nicht sicher, wie viel Gefahrgut wirklich in den 342 Containern verstaut war, die über Bord gegangen sind. „Es ist einfach an der Zeit, wirklich zum Wohle der Umwelt umzudenken!“, appelliert Wagner an die präventive Vernunft insbesondere der Verantwortlichen in den Küstenländern und besonders Berlin. Belegen doch verschiedene Studien, dass viele Container nicht nur unkorrekt beladen, sondern auch falsch deklariert sind.

Und zudem, menschlicher Technik sei es nun einmal nicht möglich, alle durch Menschen verursachte Störungen wieder zu beheben, geschweige denn erfolgte Schäden zu beheben, ist Wagner überzeugt. So sei es aus Sicht der SDN, neben einer umwelt-schutzgerechten Routenplanung und nicht zu hoch gestapelter Containerlagen an Deck, zwingend geboten, die Nutzung geeigneter Verkehrstrennungsgebiete mit größerer Wassertiefe für Groß-Schiffe wie Mega-Containerfrachter vorzuschreiben. „Und die Seefahrernation Niederlande gibt uns da ein gutes Beispiel!“, blickt Wagner Richtung Westen.

Mit freundlicher Bitte um Veröffentlichung,

SDN Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V.

– Pressestelle –

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PM als PDF:20-06-15 SDN_PM MSC ZOE

Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN)

ist ein überregionaler und gemeinnütziger Umweltschutz-Dachverband, der 1973 ins Leben gerufen wurde und sich seitdem sachlich-fachlich und partei-übergreifend für den Schutz der Nordsee als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum engagiert. Sie dient rund 200 Kommunen, Landkreisen, Naturschutzvereinen, Instituten, Verbänden und Einzelmitgliedern als Sprachrohr. Gemeinsames Ziel: die Eigenarten und Schönheiten der Nordsee, des Wattenmeeres und der angrenzenden Küste vor schädigenden Eingriffen durch den Menschen zu schützen und Probleme des Nordseeschutzes einer Lösung zuzuführen.

Einige Maßnahmen der letzten Jahrzehnte, bei denen die SDN als Lobbyverband die Belange der Küste vertreten hat und die inzwischen als weitgehend abgearbeitet gelten dürften, sind die Dünnsäure-, Abfall-, und Klärschlammverklappung, die Anschaffung moderner Notschlepper, das Notschleppkonzept, Antifouling, Luftüberwachung, Ballastwasser, Tankreinigung, MARPOL I bis IV, u.a.m.

Die SDN ist Mitglied der KIMO International: http://www.kimointernational.org