Die menschliche Verantwortung am Beispiel der Schweinswale

Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste SDN fordert prioritäre Beachtung der Rechte anderer Lebensformen sowie der jüngeren Generationen

Weser/Wattenmeer/Varel. „Es ist zwar noch nicht wirklich geklärt, woran die hundert und mehr Schweinswale Ende August vor der niederländischen Küste gestorben sind”, mahnt SDN-Vorsitzender und Bürgermeister Gerd-Christian Wagner, „aber nahezu alle Vermutungen der angefragten Wissenschaftler haben direkt etwas mit menschlichem Fehlverhalten gegenüber den Bewohnern des Küstenmeeres zu tun.” Außerordentlich besorgniserregend sei aus Sicht der niederländischen Fachleute, dass sich unter den gefundenen Tieren hauptsächlich Erwachsene befänden, obwohl die ja naturgemäß stärker als ihre Jungtiere seien. Scheinbar wiesen etliche der toten Tiere Hämatome und für Fraßspuren untypische Hautdefekte auf, die eine Folge von Altmunitionssprengungen sein könnten. Immerhin hätte es in den Gewässern vor Ameland zum entsprechenden Zeitraum eine groß angelegte internationale Minenräumübung gegeben.

„Vor unseren Küsten der Nord- und Ostsee gibt es trotz allen Schutzes immer weniger Schweinswale“ , bedauert der Küstenschützer. Allein der Bestand vor Sylt sei laut der Tierärztlichen Hochschule Hannover in den vergangenen 17 Jahren um 60 Prozent geschrumpft. „Wenn es nicht so fürchterlich wäre“, so Wagner weiter, „könne man fast froh sein, dass hierbei tierische Sympathieträger betroffen sind.“ Sie fänden wenigstens kurzzeitig öffentliches Interesse mit ihren durch Schifffahrt, Militärübungen, Bauarbeiten und Teilen der Fischerei deutlich erschwerten Lebensumständen. Was bei vielen anderen betroffenen Arten sonst keine Notiz wert sei.

Eines der größten Probleme für die auf ihre akustischen Sinne angewiesenen Meeressäuger sei die zum großen Teil durch den Schiffsverkehr ausgelöste Hintergrundbelastung durch Unterwasserlärm in den Meeren, dem sie wohl bis zu fast 90 Prozent ihrer Lebenszeit ausgesetzt wären. Dabei seien sie auf kleine Beutetiere angewiesen, was sie besonders anfällig für Störungen mache und in Folge ihre Ernährung häufig stark erschwere. Eine Konsequenz daraus: Die lärmempfindlichen Tiere werden inzwischen nur noch vier bis sechs Jahre alt – ursprünglich waren es 20 Jahre. Und das, wo die weiblichen Tiere erst mit drei bis fünf Jahren geschlechtsreif sind und dann pro Jahr maximal ein Kind bekommen. „So können sie ihre Population nicht erhalten. Sie sterben auf Dauer einfach weg“, so Wagner.

So fordere die Schutzgemeinschaft alle an den Störungen beteiligten auf, ihre Aktivitäten streng auf ihre Notwendigkeit zu überprüfen und dabei vor allem das Lebensrecht der vielen Lebensformen in der Nordsee als Priorität mit zu bedenken. „Ich sehe hier ganz im Sinne des Beschlusses vom 24. März 2021 am Bundesverfassungsgericht eine Stärkung ökologischer Verantwortung und Nachhaltigkeit als unsere unbedingte Pflicht der Natur und besonders den folgenden Generationen gegenüber”, bestärkt der SDN-Vorsitzende Gerd-Christian Wagner seine Forderung.

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